Trend geht zu vielen Geschossen und Roboterfertigung

Am Mittwoch wurde in Kressbronn der Holzbaupreis Baden-Württemberg 2015 verliehen. Mit diesem Wettbewerb werden herausragende Bauten, die unter überwiegender Verwendung von Holz errichtet wurden, ausgezeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zu den Zielen des seit 1979 alle drei Jahre vergebenen Holzbaupreises Baden-Württemberg sagte Schirmherr und Minister für ländlichen Raum, Alexander Bonde (Grüne), dessen Haus zu den Auslobern gehört: "Jedes vierte Gebäude im Land ist ein Holzgebäude - gebaut mit einem oder wertvollsten nachwachsenden Rohstoffe, die wir zur Verfügung haben. Die Verwendung von Holz ist aktiver Klimaschutz."

Wachsende Marktanteile im Holzbau durch innovative Techniken

Der Holzbaupreis ist mit 5000 Euro dotiert, es wurden sechs Arbeiten mit Preisen, sieben mit Anerkennungen und eine mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet. Zusätzlich vergab die Jury aus Architekten, Ingenieuren, Umwelt- und Forstexperten die Sonderpreise Ingenieurbauwerk, wegweisende Innovation, Naturpark Südschwarzwald, Tanne und Baukultur. Die Preise und Anerkennungen werden den Entwurfsverfassern, Tragwerksplanern und Bauherren gleichermaßen zuerkannt. 
Vielfältige Entwicklungen und innovative Techniken haben dem Holzbau in den vergangenen Jahren wachsende Marktanteile verschafft. Die Resonanz auf den Holzbaupreis 2015 war deshalb mit knapp 160 Bewerbungen nach Angaben eines Sprechers des Ministeriums für den ländlichen Raum (MLR) herausragend. "Die Beteiligung ist auch ein Beleg dafür, dass sich Architekten, Ingenieure, Verbraucher sowie die Kommunen im Land stark mit dem Universalbaustoff Holz identifizieren und aus Überzeugung mit Holz bauen", so der Sprecher.
Die Vielfalt der prämierten Bauten ist groß. Neben Wohngebäuden und Kindertagesstätten sind auch Schul- und Hallenbauten sowie andere Gebäudetypen wie Technikgebäude in Holzbauweise in Baden-Württemberg entstanden. 
Die Besonderheit, die in diesem Jahr einen Preis erhältm steht in Aalen-Waldhausen. Das "K8" ist ein achtgeschossiges Büro- und Verwaltungsgebäude in moderner Holzbauweise - ein Novum im Land. "Dieses Projekt ist Wegbereiter für einen nachhaltigen Hochbau im urbanen Umfeld", so Bonde. Deutschlands erster Holzbau mit acht Vollgeschossenm, dessen tragende Konstruktion aus Massivholz besteht, sei beispielhaft für die Leistungsfähigkeit des modernen Holzbaus. Verbaut wurden 1350 Kubikmeter Holz aus Baden-Württemberg.

Holz aus Laubbäumen als neues Einsatzfeld

Besonderes Augenmerk verdient nach Juryansicht auch der Träger des Sonderpreises "Wegweisende Innovation". Damit wird der Forstpavillon in Schwäbisch Gmünd ausgezeichnet, der laut Jury sinnbildlich für eine neue Epoche im Holzbau steht. Er ist weltweit das erste Gebäude mit einem Tragwerk aus Holz von Laubbäumen, das von Robotern gefertigt wurde. "So sind präzise, materialsparende und hochtragfähige Bauteile entstanden. Dank des Roboter-Einsatzes ist Industrie 4.0 damit im Holzbau bereits Realität", erläutert der Minister. Die vom Plattenskelett des Seeigels inspirierte, bionische Konstruktion wurde in Kooperation mehrerer Institute der Uni Stuttgart entwickelt. 
Der Holzbau verändert sich nach Aussagen von Architekten. Bis in die 1990er-Jahre wurde meist in ländlichen Regionen, allenfalls noch in stadtnahen Randgebieten, mit Holz gebaut. "Aufgrund ihrer spezifischen Fähigkeiten bleibt die Holzbauweise nicht mehr auf Gebäude geringer Höhe beschränkt, sondern gewinnt auch im mehrgeschossigen urbanen Bauen an Bedeutung", erläutert Peter Cheret, Architekt und Professor an der Uni Stuttgart.