Auf dem Weg zur Wasserstoffregion

Die französische Firma Lhyfe wird für die Stadt Schwäbisch Gmünd den Elektrolyseur im geplanten Technologiepark H2Aspen bauen. Die Anlage soll grünen Wasserstoff produzieren, davon soll die Wirtschaft in der Stadt profitieren. Sie ist ebenfalls ein zentrales Element der Wasserstoffstrategie der Region. Für die Franzosen ist es das erste Großprojekt in Deutschland, seit 2021 haben sie eine Produktionsanlage in Frankreich in Betrieb, weitere sollen folgen. Bis zu 4000 Kilogramm Wasserstoff könnte der Gmünder Elektrolyseur, der bei Inbetriebnahme der bislang größte in Baden-Württemberg wäre, pro Tag produzieren. Laufen die Verfahren wie geplant, soll der Elektrolyseur 2024 realisiert werden.

Mit dem Wasserstoff können dann entsprechend ausgestattete Nutzfahrzeuge betankt werden. Die Infrastruktur wird die Firma Jet H2 Energy, ein Gemeinschaftsunternehmen des Tankstellenkonzerns Phillips 66 und einer Schweizer Firma, bauen. Das Joint Venture plant, bis 2026 rund 250 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland, Österreich und Dänemark zu realisieren, eine davon im Schwäbisch Gmünder Westen, die mit dem Elektrolyseur per Pipeline verbunden werden soll.

Als Pionier im Wasserstoff-Ökosystem sieht sich der US-Konzern Plug, der über Kooperationen in Europa expandieren will. Weltweit hat das Unternehmen mehr als 60 000 Brennstoffzellen in Betrieb, etwa in Flurförderfahrzeugen für die Logistik, und entwickelt stationäre Brennstoffzellensysteme und Infrastrukturlösungen. Ebenfalls offensiv geht der Autokonzern Stellantis das Thema an. „Wir sind schon längt über den Prototypenstatus hinaus“, erklärte Dr. Lars Peter Thiesen. Die Stellantis-Marke Opel hat das erste Wasserstoff-Fahrzeug auf den Markt gebracht. Deutschland und Frankreich nennt Thiesen als Pilotmärkte.

Daimler Truck fokussiert sich laut Volker Hasenberg auf batterie-elektrische und Wasserstoff-Antriebe bei der Entwicklung von Lkw, um emissionsfrei zu werden. Die Vorteile von Wasserstoff gegenüber Strom: Der Import von grünem Flüssigwasserstoff ist leichter realisierbar. Auch die Betankung ist schneller erledigt als das Laden einer Lkw-Batterie. 2027 will Daimler Truck seine ersten Modelle mit Brennstoffzelle auf den Markt bringen.

Auch Spezialfahrzeuge sind ein Markt für Wasserstoff, wie Christian Huber von der Paul-Gruppe und Lutz Tesmer von Faun betonen. Faun stellt Abfallfahrzeuge oder Kehmaschinen her. Bereits seit mehr als zehn Jahren forscht die Firma an dem Thema. Der koreanische Fahrzeugbauer Hyundai forscht seit 1998 an der Brennstoffzelle. Derzeit hat das Unternehmen 47 Fahrzeuge mit dieser Technologie in der Schweiz in Betrieb, so Beat Hirschi. Pro Jahr könnten die Koreaner rund 2000 Lkw für den europäischen Markt herstellen, die Reichweite der Lkw betrage rund 400 Kilometer.

Pierre Steffen von Keyou lenkte den Blick auf eine andere Technologie: „Der Wasserstoff-Verbrennungsmotor ist eine echte Alternative“, erklärte er. Die Münchner Firma hat eine Wasserstoff-Umrüstmöglichkeit für Lkw-Diesel entwickelt, die für Standard-Motoren passen soll. Als Abgas gibt es nur noch Wasserdampf. 2024 will Keyou den ersten 40-Tonner auf den Markt bringen.

FEM ist mit an Board
Forschungspartner des Projekts H2Aspen ist das Gmünder Forschungsinstitut fem. Dr. Seniz Sörgel sorgt mit ihrem Team dafür, dass die bestehenden Technologien rund um Wasserstoff weiterentwickelt werden. „Daran arbeiten wir mit Hochdruck“, so Sörgel. Dass Wasserstoff nicht nur im Mobilitätssektor ein Gamechanger sein kann, betont Dr. Felix Friederich von der Gmünder Firma Unicorn, die in der ehemaligen Pumpenfabrik Ritz eine Brennstoffzellenfertigung aufbauen will. Mit der Technologie will Unicorn eine emissionsfreie, nachhaltige und dezentrale Stromerzeugung ermöglichen. Auch bei der Wärmeerzeugung oder als Speicher von Strom eigne sich das System.

Artikel aus: wio-april-mai-2023-data.pdf (ihk.de)