Studie zeigt den Ist-Zustand der Holz-Wertschöpfungskette Ostwürttembergs auf

Region Ostwürttemberg, 24.07.2023. Das vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg geförderte und bei der WiRO (Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Region Ostwürttemberg) umgesetzte Projekt „Holz-Wertschöpfungskette Ostwürttemberg“ soll anhand von zwei Studien zunächst den Ist-Zustand und anschließend Entwicklungspotenziale für das regionale Cluster Forst-Holz-Papier aufzeigen, um daraus Handlungsempfehlungen für die Branche zu erarbeiten. Das Ergebnis der ersten Studie, die den Ist-Zustand analysiert hat, liegt nun vor und zeigt deutlich, dass Holz ein nachhaltiger Rohstoff mit Tradition und hohem Potenzial für die Region ist.

Das Landratsamt Ostalbkreis als antragstellende Kommune hat in Abstimmung mit dem Landkreis Heidenheim die Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Region Ostwürttemberg (WiRO) mit der Umsetzung beauftragt, welche das Projekt mit 1,5 Jahren Laufzeit bearbeitet. Das Projekt zielt darauf ab, die regionale Holz-Wertschöpfungskette zu stärken und eine Schnittstelle zu Wissenschaft, Forschung und Entwicklung und anderen in der Region geplanten relevanten Vorhaben auszubauen. Im Kern stehen der Holzbau und die langfristige, stoffliche Verwendung von Holz. Ziel der Maßnahmen ist es, eine Auslagerung von Produktionsprozessen in überregionale Großbetriebe und andere Regionen abzumildern oder im Idealfall zu verhindern sowie Entwicklungspotenziale für die regionale Holzbranche aufzuzeigen, die auch einen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz leisten und die Holzbauweise fördern. „Der Ostalbkreis und der Landkreis Heidenheim haben dieses regionale Projekt gemeinsam auf den Weg gebracht“, so Landrat Dr. Joachim Bläse. „Gemeinsam mit meinem Kollegen Peter Polta, Landrat des Landkreises Heidenheim und WiRO-Aufsichtsratsvorsitzender, freue ich mich, dass wir mit dem Projektansatz überzeugen und zukunftsweisende Maßnahmen für die Region verstärken können.“

Mit der Erstellung der ersten Studie wurde die Firma intep - Integrale Planung GmbH beauftragt. Zum Auftakt wurden die Akteure der Holz-Wertschöpfungskette Ostwürttembergs im Januar 2023 zu einem Netzwerk-Treffen inklusive Workshop eingeladen. Über 30 Teilnehmer:innen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Holz-Branche wie Forstwirtschaft, Sägewerke, Holzbau, Möbelherstellung, Architektur und Recycling nahmen teil. So konnte die Wertschöpfungskette Holz unter verschiedenen Gesichtspunkten, von der Waldwirtschaft bis zum fertigen Produkt, betrachtet werden. „Es war uns ein Anliegen, die Spezialisten der Branche an einen Tisch zu holen und sie aktiv einzubinden“, erklärte Landrat Peter Polta. Die Ergebnisse des Workshops wurden in die nun vorliegende Studie einbezogen. Zudem wurde mittels einer Daten- und Literaturanalyse der ökonomische Ist-Zustand des Clusters Forst-Holz-Papier in den beiden Landkreisen Heidenheim und Ostalbkreis anhand von Wirtschaftskennzahlen durch die Firma intep erfasst. Zusätzlich wurden 22 Gespräche mit Expert:innen unterschiedlicher regionaler Branchen entlang der Holzwertschöpfungskette durchgeführt. Die Gesprächspartner:innen wurden zur Struktur der regionalen Wertschöpfungskette, Stärken und Chancen sowie Herausforderungen befragt. Weiter wurde über eine Online-Unternehmensbefragung die quantitative Datengrundlage geschärft und in die Aufbereitung der Resultate einbezogen. Dank dieser Methodentriangulation konnte ein umfassender Überblick zur Struktur der Holzwertschöpfungskette in Ostwürttemberg entstehen.

Dabei wurde bestätigt, dass sich die Holz-Region Ostwürttemberg durch ein großes und vielschichtiges Leistungsspektrum auszeichnet. Sie beschäftigt rund 9.500 Mitarbeiter:innen in etwa 680 Unternehmen, die vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum Global Player reichen. Diese haben im Jahr 2020 rund 2,5 Milliarden Euro umgesetzt und eine Bruttowertschöpfung von rund 770 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Waldanteil an den Landkreisflächen beträgt rund 42 %, Ostwürttemberg besteht also fast zur Hälfte aus Wald. Rund 1,35 Millionen Festmeter Nadelholz werden jährlich von dem holzbe- und verarbeitenden Gewerbe eingeschnitten. „Holz ist der Roh- und Baustoff der Zukunft mit großem Potenzial, Innovationen zu fördern, neuen Wohnraum zu schaffen, den ländlichen Raum zu stärken und zudem noch einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten! Das Cluster Forst-Holz-Papier stellt somit einen enorm wichtigen Wirtschaftsfaktor in Ostwürttemberg dar“, betonte Nadine Kaiser, Geschäftsführerin der WiRO.

Neben der volkswirtschaftlichen Bedeutung und den Stärken der Region wurden in der Studie auch die Herausforderungen und möglichen Schwierigkeiten herausgearbeitet. Diese sind unter anderem der allgegenwärtige Fachkräftemangel, der strukturelle Wandel der Branche mit einer Konzentration der Betriebe sowie weltwirtschaftliche Entwicklungen wie die Energiekrise und konjunkturelle Schwierigkeiten. Um die Stärken auszuschöpfen und den Herausforderungen entgegenzutreten, sollen nun in einer zweiten fortführenden Studie Ansätze zur Stärkung des Clusters sowie Entwicklungsmöglichkeiten und -potenziale der regionalen Holzbe- und -verarbeitungsbranche und Papierbranche unter Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten herausgearbeitet werden.

Der vollständige Abschlussbericht der Studie ist in der Mediathek der WiRO-Website als PDF abrufbar: https://www.ostwuerttemberg.de/mediathek/publikationen

Bildunterschrift: Die Verantwortlichen und Unterstützer des Projekts Holz-Wertschöpfungskette Ostwürttemberg.

Bild: v.l.n.r.: Landrat Peter Polta, Nadine Kaiser (Geschäftsführerin WiRO), Jan Bulmer (MLR BW), Anja Schilling (Projektmanagerin WiRO), Landrat Dr. Joachim Bläse

Hintergrund:

Die Landesregierung Baden-Württemberg hat Ende 2018 die Holzbau-Offensive des Landes ins Leben gerufen, um die Transformation des Bausektors voranzutreiben. Ziel des interministeriellen Projektes ist es, eine klimafreundliche Baukultur mit Holz im Land zu unterstützen. Zu den zielgerichteten Maßnahmen gehören u. a. Fördermaßnahmen, Bildungsprogramme und der Ausbau der Digitalisierung im Holzbau. Das Land errichtet eigene Neubau- und Modernisierungsmaßnahmen so weit wie möglich in Holz- oder Holzhybridbauweise.

Der Ideenaufruf „Holzbau als Bestandteil des kommunalen Klimaschutzes“ wurde im Herbst 2020 als zweistufiges Verfahren ausgelobt. Eine Fachjury hat aus insgesamt 46 Einreichungen 17 Konzepte zur Förderung vorgeschlagen. Die ausgewählten Kommunen erhalten für die Umsetzung der Projekte eine Förderung in Höhe von bis zu 400.000 Euro. Mit der Förderung sollen neue und innovative Wege und Ansätze zur Schaffung von Holzbauprojekten für den kommunalen Klimaschutz identifiziert und umgesetzt werden. Dem Best-Practice-Gedanken folgend, sollen die Erkenntnisse für die breite Umsetzung aufbereitet und weitere Kommunen im Land zur Nachahmung angeregt werden.

Pressemitteilung (PDF)

Bildnachweis: Max Walter