Weiterentwicklung der Fachkräfte-Einwanderung – was ändert sich?

Der Gesetzgeber hat die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland überarbeitet und teilweise neu geregelt. Ziel ist es, Fachkräfte aus Drittstaaten einfacher und schneller für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Steffen Kohnle, Leiter des Welcome Centers Ostwürttemberg, gab beim UnternehmerTREFF digital der Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Region Ostwürttemberg (WiRO) am 24. April 2024 einen Überblick zu den Neuerungen des Gesetzes und stand für einen persönlichen Austausch zur Verfügung.

Das Welcome Center Ostwürttemberg wurde 2020 eingerichtet und hat sich als zentrale Anlauf-, Erstberatungs- und Informationsstelle für Unternehmen (v. a. KMU), internationale Fachkräfte und internationale Studierende in der Region Ostwürttemberg zu allen Fragen des Ankommens und Arbeitens etabliert. Gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, bietet es an den drei Standorten Schwäbisch Gmünd, Aalen und neuerdings Heidenheim eine Lotsen- und Brückenfunktion zu den regionalen Akteuren und der Wirtschaft.

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde und macht sich auch bei den Unternehmen in der Region Ostwürttemberg bemerkbar. Die Arbeitgeber haben vermehrt Schwierigkeiten, Fach- und Arbeitskräfte auf dem inländischen und dem europäischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Deshalb wurden mit dem zum 1. Januar 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz bereits erste wesentliche Erleichterungen für die Einwanderung geschaffen, insbesondere auch für Menschen mit einer Berufsausbildung. „Die aktuellen Weiterentwicklungen und Nachbesserungen des Gesetzes sollen nun schrittweise weitere Zugangsmöglichkeiten zum deutschen Arbeitsmarkt schaffen und rechtliche Hürden absenken“, erläuterte Steffen Kohnle beim UnternehmerTREFF digital. Dabei kann die Fachkräfteeinwanderung auf drei Säulen dargestellt werden: der Fachkräftesäule, der Erfahrungssäule und der Potenzialsäule, die verschiedene neue Möglichkeiten der Erwerbsmigration zulassen. So können beispielsweise ausländische Fachkräfte mit der Blauen Karte EU oder einer nationalen Aufenthaltserlaubnis nun auch fachübergreifende qualifizierte Beschäftigungen in nicht-reglementierten Berufen ausüben. Zudem ist die Einwanderung seit März auch mit ausgeprägten berufspraktischen Erfahrungen oder über die sogenannte „Anerkennungspartnerschaft“ zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer möglich. Ab Juni 2024 kann zudem auf eine punktebasierte Chancenkarte zur Jobsuche zurückgegriffen werden. „Ähnlich wie in Kanada werden hier nach bestimmten Kriterien wie z. B. Qualifikation, Berufserfahrung oder Sprachkenntnissen Punkte vergeben und so bei Erfüllung bestimmter Kriterien die Möglichkeit eines Visums zur Arbeitsplatzsuche gegeben. Die Grundvoraussetzungen sind hierbei jedoch u. a. der Nachweis eines gesicherten Lebensunterhaltes, grundlegende Sprachkenntnisse und eine Berufsqualifikation “, so Steffen Kohnle. Deutlich wurde jedoch auch, dass trotz der Absenkung der Hürden zur Zuwanderung eventuelle Schwierigkeiten bei der praktischen Umsetzung der neuen Regelungen, wie ein erhöhter Beratungsbedarf, viele zuständige Stellen und vermutlich lange Wartezeiten bei den beteiligten Behörden, zu berücksichtigen sind. „Die Beschäftigung internationaler Fachkräfte wird ein maßgebliches Thema für die Wirtschaft in Ostwürttemberg bleiben. Daher ist vor allem auch eine gesunde Willkommenskultur und Aufnahmebereitschaft gegenüber den ausländischen Fachkräften immens wichtig“, gab Steffen Kohnle den Teilnehmenden des UnternehmerTREFFs digital zum Abschluss mit auf den Weg.

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Info:

WiRO UnternehmerTREFF digital

Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden „UnternehmerTREFF digital“ lädt die WiRO die regionalen Unternehmen sowie Wirtschaftsakteure bei einem digitalen Austausch dazu ein, aktuelle fachspezifische Themen auf dieser Plattform zu diskutieren und ermuntert zu einem Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Unternehmerinnen und Unternehmer haben die Möglichkeit, ihr Unternehmen und ihr Fachthema vor einem breiten Publikum zu präsentieren sowie Impulse von außen zu erhalten. Die Teilnehmenden erhalten Einblicke in das Arbeitsumfeld anderer Betriebe und ebenfalls Impulse für die eigene Arbeit.

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