„Wir haben keine andere Möglichkeit, als uns zu öffnen“

Wie regionale Unternehmen internationale Fachkräfte finden und binden

Quelle: WiRO - Autor: WiRO - Bild: WiRO

Region Ostwürttemberg. Wie finde ich internationale Fachkräfte für meinen Betrieb und wie schaffe ich es, dass Sie sich dauerhaft wohlfühlen und in der Region bleiben? Seit September 2020 sammelt das Team des Welcome Centers Ostwürttemberg kontinuierlich praktische Erfahrungen beim Thema “Internationale Fachkräfte aus dem In- und Ausland finden und binden”. Durch einen regelmäßigen Austausch mit zahlreichen Akteuren und Institutionen ist das Welcome Center regional und bundesweit vernetzt. Von den gewinnbringenden Informationen und Erfahrungswerten können wiederrum die hiesigen Unternehmen profitieren.

Im Rahmen eines Impulsvortrags beim WiRO-UnternehmerTREFF digital am 2. Februar zeigte Evgeniya Abdieva, Leiterin des Welcome Centers Ostwürttemberg, auf, worauf es bei der Rekrutierung von internationalen Fachkräften ankommt und wie man diese längerfristig im Betrieb hält. Ein Patentrezept gebe es allerdings nicht: „Nicht jede Maßnahme passt zu jedem Unternehmen – hier muss man differenzieren.“  

Bei der Ansprache von internationalen Fachkräften empfiehlt Abdieva auch Wege, die nicht sofort offensichtlich scheinen, wie beispielsweise Deutschkurse oder der Kontakt zu anderen Bildungsträgern. „Binden Sie auch Ihre Mitarbeitenden in die Fachkräftesuche ein.“ Oft wüssten Mitarbeitende mit Migrationshintergrund von Angehörigen oder Bekannten im weiteren Umfeld, die aktuell auf Arbeitssuche und zu einem Umzug ins Ausland bereit seien.

Dennoch betonte Abdieva die hohe Bedeutsamkeit, offene Stellen bei der Bundeagentur für Arbeit zu melden: „Zum einen werden Ihre offenen Stellen für potenzielle Bewerberinnen und Bewerber sichtbar“, erklärt sie. „Zum anderen zeigen Sie aber auch der wirtschaftspolitischen Ebene, wo die Bedarfe in der Region liegen.“  

Doch hat man qualifizierte Fachkräfte erst einmal angeworben, besteht die nächste Herausforderung darin, diese auch dauerhaft im Betrieb zu halten. Auch hier steht das Welcome Center unterstützend und beratend zur Seite, egal ob es um die Kinderbetreuung, die Jobsuche für den Partner oder die soziale Integration in die Region gehe. „Aber auch hier gilt: Nicht jedes Angebot passt zur jeder Fachkraft. Das kann manchmal anstrengend sein, ist die Mühe aber in jedem Fall wert“, so Evgeniya Abdieva.

Die zahlreichen interessierten Fragen und Wortbeiträge im Nachgang an den Impulsvortrag verdeutlichten, wie aktuell und relevant das Thema für die regionalen Unternehmen ist. Immer wieder vorgebracht wurde der Standpunkt, dass das Fachkräfteeinwanderungsgesetzt (FEG) für die praktische Anwendung viel zu kompliziert sei und den Prozess erheblich hemmen würde. Dass der Fachkräftemangel ein hochpolitisches Thema ist, zeigten auch andere Fragestellungen: Wie schaffen wir es, den eigenen Bedarf an Fachkräften zu decken, ohne eine Folgemigration in anderen Ländern auszulösen? Was ist zu beachten, wenn ich Flüchtlinge in Ausbildung bringen möchte? Bei all diesen Fragen steht das Welcome Center Ostwürttemberg als Erstberatungs- und Vermittlungsstelle gerne zur Verfügung. „Wir haben keine andere Möglichkeit, als uns zu öffnen“, so das Fazit von Evgeniya Abdieva. „Von einer geordneten Einwanderung qualifizierter Fachkräfte wird die Region langfristig profitieren.“